Die Phytotherapie oder Pflanzenheilkunde gehört zu den ältesten medizinischen Therapien und ist auf allen Kontinenten und in allen Kulturen beheimatet.
Sie verwendet ausschliesslich ganze Pflanzen (Kraut) oder deren Teile (Blüten, Blätter, Wurzel), die auf verschiedene Weisen zubereitet werden.
In der Frauenheilkunde können verschiedene pflanzliche Mittel als Tinkturen, Extrakte, Tees erfolgreich angewandt werden. Eingesetzt werden sie u. a. bei Wechseljahrbeschwerden, Regelschmerzen, prämenstruellem Syndrom, Reizblase, Depression, Blutungsstörungen, Schlaflosigkeit.
Beispiel: Der Mönchspfeffer – Vitex agnus castus
Der Mönchspfeffer ist ein bis zu 6 m hoch wachsender Strauch oder Baum mit langgestielten, fingerförmig geteilten, auf der Blattunterseite filzig behaarten Blättern. Die kleinen, duftenden, blau, seltener rosa gefärbten Blüten bilden ährenartige Blütenstände. Die kugelige bis längliche Frucht ist eine Steinfrucht, die becherförmig vom Kelch umschlossen ist.
Im Altertum galt der Strauch als Sinnbild der Keuschheit, daher leitet sich der Name Keuschlamm nicht von Schlamm sondern von keusch(es) Lamm ab. Mönche nutzten die pfefferartig scharfen Früchte zur Unterstützung ihrer Enthaltsamkeit.
Medizinisch verwendet werden die als Steinbeeren bezeichneten getrockneten Früchte.
Mönchspfefferfrüchte enthalten die Iridoidglykoside Aucubin und Agnosid, fettlösliche Flavonoide, ätherisches Öl und fette Öle. Untersuchungen mit wässrigalkoholischen Extrakten zeigten eine dopaminerge Wirkung, die zu einer Senkung des Prolactinspiegels führen. Zudem scheinen sie ein gestörtes Gleichgewicht zwischen Estrogen und Progesteron wiederherzustellen.
Vitex agnus castus ist hilfreich beim so genannten Prämenstruellen Syndrom (PMS), unter dem vielen Frauen leiden. Tage vor der Menstruation kommt es dabei u. a. zu Brustschmerzen, Stimmungsschwankungen, vermehrten Wassereinlagerungen, Reizbarkeit, was sich erst mit Einsetzen der Menses bessert.
Der Mönchspfeffer wird beim PMS in Form eines Extraktes einmal täglich als Tablette über zumindest 3 Monate verabreicht. Studien haben gezeigt, dass sich dadurch bei vielen Frauen die Beschwerden deutlich bessern bzw. ganz verschwinden.