Die Neuraltherapie nach Huneke ist eine ganzheitliche Regulationstherapie und wurde ab 1926 von den Gebrüdern Ferdinand und Walter Huneke entwickelt.
Im gesunden Körper finden ununterbrochen und unbemerkt vom Bewusstsein Abstimmungsvorgänge statt, die alle Organe, Muskeln, Nerven, das Bindegewebe und die Haut steuern. Das körpereigene Regelsystem ist in der Lage kleine und kaum spürbare Funktionsstörungen auszugleichen. Viele kleine Störungen können jedoch die körpereigene Selbstregulierung entgleisen lassen und machen sich z.B. als Schmerzen bemerkbar.
Ziel der neuraltherapeutischen Behandlung ist es, gestörte Regelsysteme auf verschiedenen Ebenen der Körperfunktionen wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Die Neuraltherapie verwendet zur Erzielung ihrer Heilwirkung örtlich wirksame Betäubungsmittel (Lokalanästhetika) wie z. B. Procain. Sie basiert dabei auf zwei wesentlichen Prinzipien: Der Segment– und Störfeldtherapie.
Die Segmenttherapie
Diese Form der Therapie, auch therapeutische Lokalanästhesie genannt, besteht aus dem Einsatz von Lokalanästhetika in Form von Injektionen und Infiltrationen im von der Krankheit betroffenen Körpersegment. Die Wirkung beruht dabei nicht nur auf der direkten betäubenden Wirkung des Mittels, sondern darauf, dass übergeordnete Regelkreise des Körpers beeinflusst werden. Führt die Segmenttherapie nicht zur gewünschten Wirkung, wird eine Störfeldbehandlung eingeleitet.
Die Störfeldtherapie
In der Neuraltherapie versteht man unter Störfeld ein krankhaft verändertes Körperareal, das als ständiger Reiz das körpereigene Regulationssystem stört und damit irgendwo im Körper Symptome verursacht oder unterhält. Als so genannte Störfelder kommen dabei z. B. Narben, die Mandeln, die Nebenhöhlen, der Unterleib oder die Zähne in Betracht. Durch die Injektion kommt es zu einer vorübergehenden Ausschaltung der krankhaften Impulse zwischen einem Störfeld und dem entsprechend erkrankten Organ, so dass die natürliche Heilung aktiviert wird.
Anwendungsgebiete
Sind Organe nur in ihrer Funktion gestört, dann kann die Neuraltherapie zu einer Heilung oder dauernden Beschwerdefreiheit führen. Sind bereits bleibende Organschäden vorhanden, kann die Neuraltherapie das Mass der Beschwerden lindern oder die Funktion und die Lebensqualität verbessern helfen.
Eingesetzt werden kann die Neuraltherapie bei einer Vielzahl von verschiedenen Erkrankungen aus unterschiedlichen Fachgebieten, u.a. bei folgenden Erkrankungen:
- Schmerzzustände jeglicher Art z. B. Regelschmerzen, Kopfschmerzen, Migräne, Rückenschmerzen
- Frauenleiden z. B. Zyklusanomalien, Blutungsstörungen, Wechseljahrbeschwerden, Reizblase, prämenstruelles Syndrom, Kinderwunsch, Sterilität
- Vegetative Funktionsstörungen z. B. Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, Störungen des Wärmehaushalts, Durchblutungsstörungen
- Erkrankungen des Bewegungsapparates z. B. Schmerzen und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Wirbelsäule und Gelenke
- Wundheilungsstörungen z. B. Narbenbeschwerden
Schilddrüsenfunktionsstörungen - Erkrankungen der Verdauungsorgane z. B. Verstopfung, Magen- und Darmbeschwerden
Neuraltherapie und Schwangerschaft
Die Neuraltherapie kann in der Schwangerschaft angewendet werden, da Procain im Gewebe abgebaut wird und nicht plazentagängig ist.
Einsatzgebiete in der Schwangerschaft sind u. a.
- Schwangerschaftserbrechen
- Bluthochdruck
- Erkrankungen des Bewegungsapparats z. B. Rückenschmerzen
- Geburtsschmerzen
Behandlungsablauf
Vor Beginn der Therapie wird eine ausführliche Krankengeschichte erhoben. Auch schon vergessene, unscheinbare Vorkommnisse wie z.B. Narben nach lange zurückliegenden Verletzungen, die einen Zusammenhang mit dem aktuellen Geschehen vordergründig nicht erkennen lassen, können dabei von Bedeutung sein.
Zur Injektion selbst werden feine Nadeln verwendet. Der Injektionsschmerz ist in der Regel klein.
Auf die Behandlung sollte eine kurze Ruhepause folgen. Als Reaktion des Körpers auf die neuraltherapeutische Behandlung kann durch die Umstellung des Regulationssystems ein kurzzeitiges Schwindelgefühl auftreten. Die Reaktionsfähigkeit kann nach der Behandlung für ein bis zwei Stunden beeinträchtigt sein.
Auch eine kurzfristige Verschlimmerung der Beschwerden ist manchmal zu beobachten und stellt keinen Grund zur Beunruhigung dar, ist jedoch eine wichtige Information für Ihren behandelnden Arzt und sein weiteres therapeutisches Vorgehen. Eine Aufzeichnung der Befindensänderungen an den Tagen nach der Behandlung ist ein wichtiges Hilfsmittel für den Arzt bei der nächsten Konsultation.
Je nach Beschwerdebild und Ansprechen auf die Behandlung kann eine einzige Behandlung bereits zu anhaltender Beschwerdefreiheit führen, was aber eher die Ausnahme darstellt. In der Regel werden mehrere Behandlungen für einen dauerhaften Behandlungserfolg erforderlich sein. Bei chronischen Beschwerdebildern wird sich die Therapie nach der Aktualität der Beschwerden richten.
Mögliche Nebenwirkungen und Komplikationen der Neuraltherapie
In der Regel wird die Neuraltherapie gut vertragen. In seltenen Fällen können durch die Injektionen kleine Gewebe- und Gefässverletzungen verursacht werden, was zu Blutergüssen führen kann. Selten können auch unerwünschte Wirkungen auf das Herz-Kreislauf-System im Sinne von verlangsamtem Puls, Blutdruckabfall, Schwindel und Kollaps auftreten. Allergische Reaktionen auf das Medikament sind extrem selten.
Gegenanzeigen
- Überempfindlichkeiten gegenüber dem örtlichen Betäubungsmittel.
- Herzrhythmus- und Überleitungsstörungen (AV Block II° und III°), schwere Formen von Herzmuskelschwäche.
Kosten
Die Kosten für neuraltherapeutische Behandlungen werden von der Grundversicherung übernommen.