Was Sie wissen sollten
Sie erwarten ein Kind und haben sich zur Schwangerschaftskontrolle angemeldet. Mit verschiedenen Methoden können wir heute beurteilen, ob alles in Ordnung ist oder ob Risiken vorliegen. Der Ultraschall hilft uns dabei als einzige Methode, das ungeborene Kind in der Gebärmutter direkt sichtbar zu machen.
Wie sicher ist Ultraschall?
Seit bald 40 Jahren wird Ultraschall in der Schwangerschaft angewendet. Bis jetzt konnte nie ein direkter schädlicher Einfluss auf das Kind oder die Mutter gezeigt werden. Mit den heute angewendeten niederen Schalldruckwerten sind deshalb keine Nachteile für das werdende Kind zu befürchten.
Was leistet Ultraschall?
Mit Ultraschall lassen sich wichtige Fragen beantworten, die für die weitere Betreuung der Schwangerschaft wichtig sein können.
Aber eine Garantie für ein gesundes Kind gibt der Ultraschall nicht.
Die beiden sogenannten Screening-Ultraschalle im ersten und zweiten Drittel der Schwangerschaft sowie Ultraschall auf Indikation, beispielsweise aufgrund anderer Verdachtsmomente auf ein mögliches Problem, werden die Kosten von den Krankenkassen übernommen.
Im ersten Trimester (12– 14 SSW) können wir die Intaktheit und das Alter der Schwangerschaft feststellen. Diese Information ist von grosser Bedeutung, um beispielsweise in der Spätschwangerschaft ein vermindertes Wachstum des Kindes festzustellen. Auch können Mehrlinge mit hoher Sicherheit erfasst oder ausgeschlossen werden. Zudem kann schon in diesem frühen Alter eine Reihe schwerer Fehlbildungen erkannt werden. Mit der Messung der Nackentransparenz können Hinweise auf eine mögliche Chromosomenstörung (z. B. Trisomie 21) erfasst werden.
Im zweiten Trimester (20 – 23 SSW) kann das Wachstum des Kindes und die Fruchtwassermenge beurteilt werden, wichtige Hinweise auf eine normale Entwicklung des Kindes. In diesem Alter können auch schwerere Fehlbildungen erfasst werden, beispielsweise von Kopf und Gehirn, Wirbelsäule, Herz, Nieren, Magen und Extremitäten. Ebenso wird der Sitz der Plazenta beurteilt, womit ein tiefer Sitz oder eine den Muttermund überdeckende Plazenta praevia erfasst werden können, mögliche Ursachen für Blutungen in der späteren Schwangerschaft.
Im dritten Trimester (30 – 34 SSW) steht das kindliche Wachstum im Vordergrund. Ein normal grosses Kind und eine normale Fruchtwassermenge sprechen für eine normale Funktion der Plazenta. Auch die Lage des Kindes gewinnt zunehmend an Bedeutung, sollte sich das Kind doch gegen Ende der Schwangerschaft in eine Schädellage drehen. Zudem können einige Fehlbildungen des Kindes erst in diesem späten Schwangerschaftsalter erfasst werden, die für die optimale Betreuung des Kindes nach der Geburt von Bedeutung sein können.
Ist der Ultraschallbefund normal, können Sie mit grosser Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass wirklich alles in Ordnung ist. Eine Garantie auf 100%ige Gesundheit des Kindes aber gibt er nicht.
- Ultraschall eignet sich sehr gut (90% Genauigkeit), um sehr schwere kindliche Probleme zu entdecken (Probleme, die ein Überleben des Kindes möglicherweise nicht erlauben).
- Ultraschall ist ziemlich gut (75% Genauigkeit), um Probleme zu erkennen, die eine intensive Betreuung und Therapie erfordern.
- Ultraschall eignet sich jedoch eher mässig (30% Genauigkeit), um geringfügige Fehlbildungen zu sehen (wie z.B. überzählige Finger), da solche Details nicht bei allen Kindern dargestellt werden können.
- Ferner können wir manchmal feine Veränderungen, wie etwa solche der Kopfform, feststellen, die selbst keinen Krankheitswert haben, jedoch auf das Vorliegen einer speziellen Erkrankung hindeuten. Kann in der Folge diese spezielle Erkrankung ausgeschlossen werden, hat das Hinweiszeichen keine Bedeutung mehr.
Bedenken Sie auch, dass gewisse Entwicklungsstörungen erst im Laufe der Schwangerschaft entstehen und deshalb in der ersten Schwangerschaftshälfte noch nicht erkennbar sind.
Ein normaler Ultraschallbefund hat Einfluss auf die weitere Schwangerschaftsbetreuung und kann Sie zudem stark beruhigen. Wird ein Problem entdeckt, kann Ultraschall Ihnen und uns wichtige Entscheidungsgrundlagen liefern. Sie können sich auf die Geburt eines kranken Kindes vorbereiten. Die Geburt kann an einem geeigneten Zentrum geplant werden. Gelegentlich kann auch eine Therapie während der Schwangerschaft den Gesundheitszustand entscheidend verbessern.
Ultraschall kann Sie jedoch beim Nachweis einer schwerwiegenden kindlichen Störung auch in einen ethischen Entscheidungskonflikt bringen: «Soll ich die Schwangerschaft weiterführen oder eher einen Abbruch durchführen lassen?» Manche ziehen es vor, solchen Konflikten generell auszuweichen und akzeptieren die Launen der Natur.
Teilen Sie uns deshalb bitte mit, wenn Sie aus persönlichen Gründen keinen Ultraschall möchten. Bei Unklarheiten oder Fragen geben wir Ihnen gerne zusätzliche Auskunft.
(Quelle: Schweizerische Gesellschaft für Ultraschall, Sektion Gynäkologie und Geburtshilfe)